Arbeit am Schaffwerk geht weiter

Äußerst stetig und vor allem nachhaltig arbeiten Sabine Kramer und Harald Sickinger im „Schaffwerk“ ihrem Ziel entgegen: Ein Kulturbetrieb für andere Perspektiven soll entstehen – bald mit Förderverein.

„Erhalten durch Gestalten“ – das ist der Leitsatz von Sabine Kramer, seit sie sich entschlossen hat, das Erbe ihres Vaters fortzuführen. Was Peter Kramer, der 2010 gestorben ist, seiner Tochter an der Gönninger Straße 112 hinterlassen hat, hat in Pfullingen schon für viel Diskussionsstoff gesorgt. Das Gebäude mit Scheune und Garten ist eine einzige Ansammlung alter Dinge, die der Schlosser und einstige Betreiber des Schönbergturm-Kiosks über Jahrzehnte zusammengetragen hat. Zu Kunstwerken hat er das geformt, was andere Leute eigentlich schon weggeworfen haben. Alter Kruscht, sagen die einen. Ganz schön kreativ, meinen die anderen. Letztlich hat die Tochter aus dem Erbe des Vaters das „Schaffwerk“ gemacht.

Die gelernte Tanz-, Spiel- und Märchenpädagogin und ihr Lebensgefährte Harald Sickinger haben im Jahr 2013 eine Konzeption für die Nutzung von Haus und Garten erarbeitet, sie haben – um dem Kulturbetrieb eine Trägerin zu geben – die „Agentur für unschätzbare Werte“ gegründet. Und nun soll ein Förderverein folgen, den Kramer und Sickinger noch in diesem Jahr ins Leben rufen möchten.

„Der Verein soll unser Projekt ideell und materiell fördern“, sagt Sickinger. Die Unterstützer können also einfach Geld geben, sie können aber auch mit an der Weiterentwicklung des Kulturbetriebs arbeiten. Denn zum einen wollen die beiden Initiatoren das Gebäude bis zum Jahr 2018 behindertengerecht umbauen, zum anderen sollen in der Gönninger Straße 112 Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen aufs Leben zusammenfinden. Kleinkunst-Veranstaltungen haben Kramer und Sickinger seit 2013 schon mehrere auf die Beine gestellt. Inzwischen, da sie die Erlaubnis haben, Gruppen mit bis zu 25 Personen ins Haus zu lassen, machen sie auch Führungen – wie die für Menschen mit Behindertenerfahrung von der Bruderhaus-Diakonie.

„In diesem Jahr starten wir mit einer Reihe von Werkstattgesprächen“, erklärt Sickinger. Das Erste ist am 26. April. Mal soll’s in der Reihe um Kultur gehen, mal um Geschichtliches. Und für Juli hat sich das Experimental-Orchester mit Klangcollagen angesagt. „Aber auch Lesungen und Kleinkunst sind geplant“, kündigt das Schaffwerk-Duo an. „Wir verstehen das Haus als Mini-soziokulturelles Zentrum“, sagt Sickinger, der zusammen mit Kramer noch andere Ideen hat.

„Wir stellen beim Fonds Soziokultur einen Antrag auf Förderung“. Ein Film soll entstehen, in dem es um das Schaffwerk geht, der aber auch der Frage „Was heißt da altes Eisen?“ nach geht – nicht nur mit dem Blick auf das Gebäude in der Gönninger Straße, sondern auch in Bezug auf alte Menschen. Mit Leuten aus der Region wollen die Schaffwerker das Thema angehen, aus dem ein Kulturprojekt mit Ausstellung werden soll. „Der Film könnte dann in Reutlingen im Kulturzentrum franz.K laufen“.

Freilich braucht’s für all die Pläne „Bündnispartner“ (Sickinger) und Geld. In zwei Tranchen gab’s vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb bereits Förderungen – einmal für die Konzeptionsentwicklung, einmal für öffentlichkeitswirksame Maßnahmen. Wie das Geld in beiden Fällen verwendet wurde – unter anderem für Ausstellungswände -, haben sich Vertreter des Biosphärengebietes in dieser Woche vor Ort angeschaut. Ob die Besucher angetan waren von dem, was im Schaffwerk passiert, wird sich weisen, wenn Kramer und Sickinger eine dritte Förderung beantragen sollten. Pläne dafür gibt es schon.

Info Wer mehr Infos übers Schaffwerk haben oder Geld spenden möchte, kann sich via E-Mail unter info@das-schaffwerk.de oder Telefon: 0172-4758954 melden.

Evelyn Rupprecht