Fühle mich „seelenverwandt“ – GEA vom 1.10.13

Aus dem Reutlinger Generalanzeiger vom 1.10.13

Kultur – Liedermacher Thomas Felder hegt Sympathien für Peter Kramers Schaffwerk. Er gab jetzt ein Konzert mitten zwischen den unnützen Dingen in der Gönninger Straße

»Fühle mich seelenverwandt«

PFULLINGEN. Kruscht. Dieses Wort in einem alles andere als abfälligen Sinne gehe ihm durch den Kopf, wenn er sich im Pfullinger »Schaffwerk« umschaue, meinte am Sonntag der Liedermacher Thomas Felder. Er habe sich oft Gedanken gemacht, woher dieser Ausdruck komme. »Für mich steckt das Wort Kruste drin, das, was ein Baum, wenn er wächst, nach außen zeigt, die Rinde das Krustige. Das, was im Wachstumsprozess, im Leben im Moment nicht gebraucht wird und irgendwann abblättert.« Dem, der diese scheinbar unnützen und überflüssig gewordenen Dinge zusammengetragen habe, mit ihnen sinnstiftend und zugleich sehr zwanglos und nicht offen belehrend Denkanstöße gebe, fühle er sich seelenverwandt, sagte Felder über den 2010 verstorbenen Peter Kramer, der Haus und Garten mit einer Fülle alter Gebrauchsgegenstände, mit Kunst- und Sammelobjekten, selbst geschweißten Skulpturen aus altem Eisen und einer Vielzahl von skurrilen Dingen angereichert hat.

An Profil gewonnen

Die Idee, aus dem alten Bauernhaus in der Gönninger Straße 112 eine Kultur- und Begegnungsstätte zu machen, findet der Liedermacher und Träger des Sebastian-Blau-Preises angemessen und konsequent. Mit einem Konzert, das er am Sonntag mit bunt gemischtem Programm »völlig frei improvisiert aus der Repertoirekiste« gab, begeisterte er im Garten des Schaffwerks an die Hundert Besucher, die Lieder in schwäbischer Mundart, Hochdeutsches und auch Schottisches zu hören bekamen. Dabei begleitete sich Felder mit der Drehleier, Gitarre und dem Piano selbst. Der Kulturschaffende Helmut Bachschuster, der selbst schon im Schaffwerk aufgetreten ist, hob hervor, dass dieser Ort mit jeder neuen Veranstaltung an Profil gewinne, zumal wenn, wie bei Thomas Felder der Fall, regional und inhaltlich ein Bezug zu Peter Kramers unkonventionellem Wirken gegeben sei. Projekte zum Thema Nachhaltigkeit seien für die Zukunft geplant, erklärte Sabine Kramer, die als Tochter und Erbin Peter Kramers mit finanzieller Unterstützung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb an einem Nutzungskonzept für das Schaffwerk arbeitet. Einmal noch, am kommenden Sonntag von 13 bis 19 Uhr, werde das Haus in diesem Jahr öffnen. Ein Cafébetrieb, der bislang nur vorübergehend gestattet war, soll nach einem umfassenden Umbau zur festen sonntäglichen Einrichtung werden. Unter dem gemeinnützigen Dach eines eigens gegründeten »Instituts für unschätzbare Werte« soll dazu ein Kulturprogramm mit Lesungen, kleineren Konzerten und anderer Kleinkunst geboten werden. Investiert werden müsse insbesondere in eine ausreichende Zahl von Toiletten, in Parkplätze und den Brandschutz, sagte Sabine Kramer. Ein Eröffnungstermin stehe noch nicht fest. (GEA)